Pucken – ist das empfehlenswert?

Pucken – ist das empfehlenswert?

Pucken… Viele Eltern und Kinderärzte schwören auf diese Methode, doch manche Entbindungspflegerinnen warnen junge Mütter und Väter davor, es zu Hause zu versuchen – zu gefährlich, sagen sie. Aber was stimmt wirklich? Genau das wollen wir heute gemeinsam herausfinden!

Als Melissa Romani 2016 ihr erstes Baby bekam, zeigten ihr die Krankenschwestern, wie man das Neugeborene richtig puckt, und rieten ihr, dies auch zu Hause fortzusetzen. Doch als sie vier Jahre später, im Jahr 2020, ihr zweites Kind bekam, hatte sich vieles geändert. Die Krankenschwestern puckten das Baby während ihres gesamten Aufenthalts im Krankenhaus – aber als sie entlassen wurde, sagten sie ihr, dass sie zu Hause besser nicht pucken solle, da dies zu gefährlich sei. Sie meinten, im Krankenhaus stehe das Baby unter ständiger Beobachtung, zu Hause jedoch nicht. Romani sagte, es gab viele Momente, in denen sie allein mit ihrem Baby im Zimmer war. „Ich war verwirrt und ein wenig frustriert“, sagt sie. „Niemand erklärte mir, warum das Pucken plötzlich keine gute Praxis mehr sein sollte. Es hieß nur: ‚So macht man das jetzt.‘

Laut Wendy Hall, Schlafexpertin und emeritierte Professorin an der Pflegefakultät der UBC, raten die meisten Krankenhäuser Eltern inzwischen davon ab, ihre Babys zu pucken.

„Wir empfehlen stattdessen Schlafsäcke, weil sich Babys bewegen, und Decken [wie sie zum Pucken verwendet werden] können sich lösen. Gelangen sie dann ins Gesicht des Babys, besteht eine echte Gefahr“, erklärt Cynthia Joly, Pflegepädagogin am CHEO in Ottawa. „Es sei denn, man kann das Baby während des Puckens direkt beaufsichtigen – etwa wenn es im Arm schläft – raten wir vom Pucken ab.“

Weitere Bedenken: Pucken kann zu Überhitzung führen, zu Atemwegsinfektionen (weil ein zu festes Pucken die Atmung einschränkt) und zu Hüftdysplasie – einer Fehlstellung, bei der die Hüftgelenke des Babys locker oder teilweise bzw. ganz ausgekugelt sind. Das Pucken wurde auch mit dem plötzlichen Kindstod (SIDS) in Verbindung gebracht – nicht unbedingt, weil sich das Baby auf den Bauch dreht und erstickt, sondern weil es unerklärlicherweise im ersten Lebensjahr stirbt.

Diese Botschaften können Eltern, die selbst recherchiert haben, verwirren. Der Kinderarzt Harvey Karp, Autor des Bestsellers Happiest Baby on the Block, zählt das Pucken zu den fünf wichtigsten Methoden, um Neugeborene zu beruhigen (er vertreibt sogar seine eigene Linie an Pucktüchern). Auch andere seriöse Quellen wie die American Academy of Pediatrics oder die Kanadische Gesellschaft für Pädiatrie sind sich einig: Pucken birgt nur dann ein Risiko, wenn es nicht korrekt angewendet wird.

„Die Kanadische Gesellschaft für Pädiatrie ist definitiv nicht gegen das Pucken – solange es richtig gemacht wird“, sagt Dr. Janice Heard, Kinderärztin in Calgary und Mitglied des Aufklärungs- und Beratungsgremiums der Gesellschaft.

Pucken scheint Neugeborenen tatsächlich zu helfen, nachts länger zu schlafen. Es dämpft den Moro-Reflex – das Zucken, bei dem die Babyärmchen plötzlich nach oben schießen. „Viele Babys lieben dieses Kuschelgefühl. Es erinnert sie an den Mutterleib“, erklärt Dr. Heard.

Die Kinderärztin Dina Kulik aus Toronto empfiehlt, auf Pucken möglichst zu verzichten – aber wenn die Alternative darin besteht, dass das Baby die ganze Nacht auf dem Arm, in einer Babywippe oder auf dem Sofa schläft, ist Pucken sicherlich die sicherere Lösung. „Wenn es ohne geht – super. Wenn nicht, ist Pucken definitiv besser als die Alternativen“, sagt sie.

Wichtig ist, dass das Pucktuch tief am Körper anliegt, etwa auf Schulterhöhe, nicht am Hals, gut sitzt und sich nicht löst – sonst kann es das Gesicht bedecken und zur Erstickung führen. Das Baby sollte nur leicht bekleidet darunter liegen, um Überhitzung zu vermeiden. Wenn Sie ein Pucktuch mit Klettverschluss oder Reißverschluss nutzen, achten Sie auf die richtige Größe: Der Kopf Ihres Babys darf nicht hineinrutschen. Der Bereich um die Hüften sollte locker bleiben, damit Ihr Baby die Beine beugen und strecken kann – das beugt Hüftdysplasie vor.

Auch das Schlafpositionieren ist entscheidend: Gepuckte Babys sollten immer auf dem Rücken schlafen – niemals auf der Seite oder auf dem Bauch, da dies das Risiko des plötzlichen Kindstods deutlich erhöht.
Sobald Ihr Baby erste Anzeichen zeigt, sich selbstständig drehen zu können, sollten Sie mit dem Pucken aufhören.

Babys, die im Elternbett schlafen, sollten ebenfalls nicht gepuckt werden. „Pucken und Co-Sleeping ist keine gute Kombination“, warnt Dr. Hall. „Wenn ein gepucktes Baby auf dem Bauch liegt, ist es völlig hilflos.“

Laut Kulik gibt es auch Babys, die niemals gepuckt werden sollten – etwa solche mit Gelbsucht oder sehr niedrigem Geburtsgewicht. Wenn Sie unsicher sind, wenden Sie sich bitte an Ihre Kinderärztin oder Ihren Kinderarzt. „Sprechen Sie immer mit Ihrem Arzt. Jedes Kind ist einzigartig“, sagt sie.

 

 

Fotocredit : Jagdeep Rajput

Zurück zum Blog